Exkursion: Potenzial Laubholz - ETH Material Hub
Ein geschlossener Raum mit Galerie, eine breite sich hinaufschwingende Wendeltreppe, von oben einfallendes Licht, endlose Regale von Büchern und Materialien, Rascheln von Buchseiten, Klappern von Tasten, leises Gemurmel, Stille. Das ist das Material Hub der ETH Zürich.
Anlass unseres Besuchs war die Ausstellung “Potenziale Laubholz - Neue Wege im Holzbau” mit einer Kuratorenführung von Udo Thönnissen organisiert für den Fachbereich 1 von Professorin Tatjana Vautz.
Die Ausstellung zeigte bis Ende März verschiedene innovative Laubholzwerkstoffe von Stabschichtholz aus Esche über Verbundquerschnitte analog zum Stahlbau bis hin zu mineralisierter Buche. Während einige davon bereits auf dem Markt erhältlich sind, handelte es sich bei anderen um zukunftsweisende Ergebnisse aus der Holzforschung verschiedener Fakultäten. Exemplarische Bauten untermauerten die Praxistauglichkeit tragender Bauteile aus Laubholz. Offensichtlich wurden die Vorteile der Laubwerkstoffe: regional verfügbar, resistent gegen den Klimawandel und materialsparende Konstruktionen aufgrund der höheren Festigkeit. Gleichzeitig räumte die Ausstellung Vorurteile aus, dass Laubholz für die Baukonstruktion wenig brauchbar ist. Im Gegenteil - durch computational design könnten Holzfehler wie Astgabelungen gezielt genutzt werden.
Aufgrund der hohen Nachfrage wurde die Ausstellung verlängert. Es scheint so, dass das Team des Material Hubs rund um den Kurator Udo Thönnissen wie auch schon mit der Ausstellung “Holzverbindungen - Ausdruck tektonischer Kultur” im Jahr 2019 einen Nerv der Zeit getroffen hat.
Im anschließenden Austausch wurde deutlich, dass Laubholz im Tragwerk in der Schweiz schon baubar ist. Dagegen werden Holzbauten in Deutschland durch immer höhere Brandschutzanforderungen erschwert. Was natürlich ein wichtiger Punkt ist: Was passiert nach dem Brandfall? Können Holzstrukturen, soweit nicht abgebrannt, weitergenutzt werden? Spannend waren die unterschiedlichen Blickpunkte der Studierenden aus den unterschiedlichen Studiengängen auf das Thema. Insgesamt scheint es noch ein langer Weg zu sein, bis Laubholz als ökologischer Baustoff in ein breiteres kollektives Bewusstsein rückt.
Auch mit ein paar Tagen Abstand, bleibt die übergreifende Frage: Wie können wir nachhaltig planen und bauen und was können wir als Studierende zu einer Bauwende beitragen?