Sayner Hütte - Gemeinsame Exkursion E3 und G7

 

„Anstrengend, aber cool. Wir haben in kurzer Zeit richtig viel gesehen.“ Das war das Resümee vieler Studierender am Donnerstagabend nach der Exkursion.

Los ging es am Tag zuvor. Zur frühen Stunde um 7 Uhr startete der Bus. Bereits um halb 9 stand der erste Programmpunkt an – die Sayner Hütte. Diese war Anlass für die Exkursion. Runter vom Busparkplatz durch den seitlichen Eingang wirkte das Ensemble kraftlos. Diese fehlende Wirkung steht wohl als Synonym für die Situation der Sayner Hütte. Eigentlich ein prägender Ort der Industriekultur mit einer Geschichte, die weit ins preußische Reich zurückgeht, ist sie in weiten Teilen der Bevölkerung und teils sogar in Architekturkreisen unbekannt. Das soll der Masterplan des Büros Heinrich + Steinhardt Architekten ändern. Ziel sei es, die Geschichte des Ortes wieder spürbar zu machen und die unterschiedlichen Gebäude und Eingriffe durch vergangene Besitzer und Nutzungen zu einem großen Ganzen zusammenzuführen, erklärte Herr Steinhardt. Dieser und weitere Beteiligte stellten uns die seit 2012 unter dem Besitz der Gemeinde Bensdorf begonnenen Sanierungen und Renovierungen vor. Sie wären gespannt auf die studentischen Projekte, die die bisherigen Arbeiten weiterdenken könnten. Im Modul Entwerfen3 werden im laufenden Sommersemester ein Eingangsraum sowie ein Entreegebäude mit Werkstatt geplant. Im Modul Konzeptmethodik7 steht der Entwurf eines studentischen Wohnheims oberhalb der Gießhütte auf dem Plan.

 
 

Als Inspiration und Ideensammlung für einen möglichen Umgang mit denkmalgeschütztem Bestand sollten die weiteren Programmpunkt der Exkursion dienen. Von der Sayner Hütte aus ging es nach Essen zur Zeche Zollverein. Der ehemalige, seit 2001 als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnete, Industriekomplex beeindruckte durch seinen feinen Twist zwischen Originalerhalt, Museums-, Kultur- und Freizeitnutzungen sowie postindustrieller Spontanvegetation. „Wie eine Filmkulisse oder ein gut gemachtes Rendering. Die Gebäudefassaden haben gar keine Tiefe“, kommentierte eine Kommilitonin die Bauten rund um den sogenannten Ehrenhof. Im Gegensatz zur Sayner Hütte wurde ein Großteil der Gebäude innerhalb von 4 Jahren im Stil des Funktionalismus erbaut. Damit war bei den Sanierungs- und Renovierungsarbeiten klar, auf welche Zeitschiene sich diese beziehen können. Hier wurde aber auch deutlich, dass die heute nostalgisch betrachtete Architektur auch kritische Aspekte aufweist: Es ist eine Architektur zum Schutz der Maschinen, keine die dem Wohlergehen der Menschen diente. Mit diesen Eindrücken ging es in die örtliche Jugendherberge zum Abendessen. In gemeinsamer Runde und bei kühlen Getränken wurden am Abend Erkenntnisse und Beobachtungen des Tages ausgetauscht.

Am Donnerstag startete der Tag nach einem gemeinsamen Frühstück im Gasometer in Oberhausen, das Vielen durch die Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ lange in Erinnerung bleiben wird. Beeindruckend war im 100 Meter hohen Luftraum eine monumentale Skulptur der Erde, auf die hochaufgelöste, aktuelle Satellitenbilder projiziert wurden. Untermalt wurde die Inszenierung von ruhiger, spannungsgeladener Musik. Bei diesem Raumerlebnis geriet der weite Ausblick von der Dachterrasse fast in Vergessenheit.

Anschließend wurde das Museum Küppersmühle besucht, das durch seine Erweiterung auf der Shortlist des DAM-Preises 2023 steht. Während in den Räumen bedeutende Nachkriegskunst ausgestellt war, tummelten sich doch Viele von uns in den zwei roten Treppenhäusern und der Verbindung durch die Silos. Während diese in ihrer äußeren Optik wie auch ihrer weitestgehend ursprünglichen Materialität als Industriedenkmal erhalten blieben, schreibt der Erweiterungsbau den früheren Umbau des Speichergebäudes zum Museum fort.

Schnell ging es wieder in den Bus zu Haus Lange und Haus Esther von Mies van der Rohe. Beide Gebäude, im Originalzustand erhalten, werden von den Kunstmuseen Krefeld als Ausstellungsräume genutzt. Im Kontrast zu den anderen Bauwerken ist hier spürbar feinfühlig ausgehend von den menschlichen Körpermaßen geplant und gebaut worden. Die beiden Villen vermitteln auch heute noch das für Mies van der Rohe typische Zusammenspiel eines funktionalen und naturbezogenen Wohnkonzeptes und den Entwurfsgedanken der dominierenden und im Innenraum deutlich sichtbaren Wandscheiben.

Letzter Programmpunkt waren Museum Insel und Raketenstation Hombroich. Wie führt man Menschen an Gebäude heran? Wir verknüpft man Gebäude mit dem umliegenden Landschaftsraum? Diese Themen wurden hier unter anderem durch die versetzte Anordnung von Zuwegung und Eingang beantwortet. Bei Sonnenschein, einer leichten Brise und grüner Natur, Kaffee und Wein ein schöner Ausklang. Gerne hätte die Exkursion noch ein bisschen länger andauern können.

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Ausstellung studentischer Arbeiten in St. Michael

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