Frauen in der Architektur. Rückblicke, Positionen, Ausblicke

“In Beton gegossene Diskriminierung.”

Ein Bildband feiert die Arbeit von zeitgenössischen Architektinnen und wegweisenden Pionierinnen. Wie schwer es für Frauen war und teils noch immer ist, sich in der männlich dominierten Welt der Architektur durchzusetzen, beleuchtet das vielfältige Panorama von Projekten und Architektinnen ergänzt von Essays zu Pionierinnen in der Architektur und Analysen, die der strukturellen Diskriminierung von Architektinnen auf den Grund gehen.

Frauen in der Architektur?

Bereits vor ein paar Wochen berichteten wir hier auf dem i.Lab-Blog über eine Projektarbeit von Architektur Studierenden der Frankfurt University of Applied Sciences über das Thema Frauen in der Architektur, ihre Arbeitswelt sowie (Un)Gerechtigkeit und Feminismus. In diesem Kontext möchten wir Euch ein weiteres Buch vorstellen - Frauen in der Architektur. Rückblicke, Positionen, Ausblicke.

Es geht um eine Einführung in die (weibliche) Architekturszene, um Starkult, Vorurteile und Sexismus. In dem Buch werden 36 internationale Architektinnen mit aktuellen Bauten vorstellt; darunter Museen, Universitäten, Wohnhäuser, Villen und experimentelle Positionen, zum Beispiel Anupama Kundoo mit ihren „Full Fill Homes“ (Auroville, 2016) sowie Dänin Lene Tranberg mit einem visionären Studentenwohnheim (Kopenhagen, 2005). Die Auswahl der Persöhnlichkeiten und Projekte beruht auf der Vortragsreihe “Architektur Heute” der Universität Tübingen in den beiden Wintersemestern 2016/17 und 2017/18. Ein Blick auf die aktuelle Situation von Frauen in der Architektur, ein Rückblick auf die Pionierinnen in dieser Berufspraxis und vier zusätzliche Einzelkapitel zu Wirken und Arbeiten von herausragenden Architektinnen in Geschichte und Gegenwart - Emelie Winkelmann, Eileen Grey, Lina Bo Bardi und Zaha Hadid - runden das Buch ab.

Hintergrund

Frauen waren lange nicht sichtbar in der Welt der Architektur.

Seit 1907 ehrt das „American Institute of Architects“ eine Persönlichkeit, die „Theorie und Praxis der Architektur nachhaltig beeinflusst“. Über 100 Jahre fiel die Wahl dabei auf Männer. Erst 2014 kam mit Julia Morgan eine Frau an die Reihe, die zu diesem Zeitpunkt schon 57 Jahre tot war. Kaum anders sieht die Geschlechtergerechtigkeit beim Pritzker-Preis aus. Noch 1993 verweigerte die Jury Denise Scott Brown die Ehrung und würdigte allein ihren Partner Robert Venturi, obwohl dieser sich für eine gemeinsame Auszeichnung eingesetzt hatte. So war Zaha Hadid 2004 die erste Architektin, der die weltweit bedeutendste Auszeichnung der Zunft verliehen wurde. Anlässlich einer Preisverleihung im Jahr 2013 sah sich Zaha Hadid noch immer genötigt, die Vorstellung zurückzuweisen, „Frauen könnten nicht dreidimensional denken“.

Herausgeberin Ursula Schwitalla

Ursula Schwitalla studierte Geschichte, Geographie, Politik und Kunstgeschichte an den Universitäten Tübingen und Wien und promovierte in Tübingen im Fach Kunstgeschichte mit einer Forschungsarbeit zum Kloster Bebenhausen. Sie ist als Ausstellungskuratorin und Kunstberaterin tätig, im Vorstand der Tübinger Kunstgeschichtlichen Gesellschaft e.V. sowie außerordentliches Mitglied des BDA. Seit 20 Jahren organisiert sie die Vortragsreihe “Architektur Heute” an der Universität Tübingen, die sich zu einem anerkannten Zentrum des Diskurses über zeitgenössische Architektur entwickelte. Im Mai 2022 wurde ihr die Ehrensenatorenwürde der Universität Tübingen verliehen.

Die Tübingerin hat mit der Berliner Architektin Christiane Fath einen internationalen Preis für Architektinnen initiiert, der vom Verein Diversity in Architecture im Rahmen der Architekturbiennale in Venedig 2023 erstmals verliehen werden soll. Ziel ist es, das Gleichgewicht zwischen ausgezeichneten Architektinnen und Architekten zu unterstützen und Vorbilder für jüngere Generationen zu würdigen.

Ihr könnt das Buch bei uns im i.Lab lesen oder in der Hauptbibliothek ausleihen.

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